Osteopathie bei Kindern
          
          Das Wesen der Osteopathie ist es, Funktionsstörungen im  menschlichen Körper zu erkennen und zu behandeln. Diese Funktionsstörungen sind  häufig auf Verluste der Beweglichkeit in den verschiedenen Geweben  zurückzuführen. Mit speziellen Behandlungstechniken, die allein mit den Händen  ausgeführt werden, werden den Geweben ihre ursprünglichen Bewegungsmöglichkeiten  zurückgegeben. In Folge dessen stellt der Körper mit Hilfe seiner  Selbstregulationskräfte sein Gleichgewicht wieder her und die Beschwerden  bessern sich. Aufgrund dieser Vorstellung von Heilungsvorgängen gibt es in der  Osteopathie, anders als in der klassischen Humanmedizin, keine Spezialisierung  auf bestimmte Organsysteme oder Personengruppen.
 
Mit einer Ausnahme: den Kindern! Säuglinge, Kinder und  Heranwachsende stellen mit ihrem noch unreifen und im Wachstum befindlichen  Gewebe eine hohe Anforderung an das Können eines jeden Osteopathen. Er muss  über ein ausgezeichnetes Wissen sämtlicher Entwicklungsprozesse der Kinder von  der Entstehung im Mutterleib bis zum Ende der Pubertät sowie über besonders im  Fühlen geschulte Hände verfügen.
Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen: Bei ihnen  sind viele anatomische Strukturen noch in der Entwicklung befindlich und oft  ganz anders als beim Erwachsenen angelegt. Die meisten Stoffwechselvorgänge  sind noch nicht ausgereift und darüber hinaus liegen Kinder anders als  Erwachsene bei den Behandlungen selten still und können ihre Beschwerden oft  auch nicht ausdrücken.
 
Zusätzlich benötigt der Osteopath genaue Kenntnisse über  den Ablauf des Geburtsvorgangs. Eine zu schnelle oder zu lang andauernde  Entbindung, der Einsatz von Saugglocke oder Geburtszange, Geburtsfehllagen und  Platzmangel durch Mehrlingsgeburten stellen eine enorme Belastung für den  zarten Körper des Babys dar. Es können Stauchungen und Verformungen der  Wirbelsäule und des Schädels entstehen, die nach der Entbindung im Laufe der  Zeit zu Auffälligkeiten beim Neugeborenen führen können. Das Kind ist unruhig,  hat Probleme mit der Verdauung und fühlt sich wortwörtlich in seiner Haut nicht  wohl. Die auftretenden Probleme sind vielfältig und auf den ersten Blick nicht  unmittelbar mit der Schwangerschaft oder der Entbindung in Verbindung zu  bringen.
 
Darum ist für den Osteopathen die Zeit der  Schwangerschaft und der Geburt zum Verständnis des Auftretens vieler Störungen  im Säuglings- und Kindesalter besonders wichtig.
      
